
Ich möchte ehrlich sein: Mein Lebenslauf wird dich wohl nicht vom Hocker hauen. Ich bin Jahrgang 1987 und hatte bereits im Kindergarten die Ahnung, dass mein unfreiwilliger Aufenthalt in Bildungseinrichtungen jeglicher Art mit einem Ablaufdatum versehen war. Dieses wurde im Jahr 2005 überschritten, woraufhin ich die HTL (Umwelttechnik) in der vorletzten Klasse abbrach.
Die folgenden Jahre verbrachte ich als Bauarbeiter, Lagerarbeiter, Paketbote und vor allem als Computer-Nerd. Nicht besonders ganzheitlich und achtsam, möchte man meinen. Stimmt auch. Doch durch einen frühen, schweren Arbeitsunfall verlor ich beinahe einen Teil meines linken Fußes, wodurch ich zumindest das folgende Jahr gezwungen war, sehr achtsam mit meinem Körper umzugehen und Stille auszuhalten. Ich könnte noch von einem weiteren Unfall und einigen Verletzungen mit ähnlich viel Impact erzählen, kürze es aber hiermit ab:
Ich weiß, wie es ist, viel Schmerzen und wenig Hoffnung zu haben.
Ich weiß, wie es ist, all das erst zu verdrängen und dann mit voller Wucht realisieren zu müssen.
2012 stand ich zum ersten Mal auf einer Slackline und machte ziemlich schnell Fortschritte. Nach ein paar Wochen hüpfte ich bereits darauf herum und gab interessierten Passanten bzw. deren Kindern Tipps. Die Ausbildungen zum Übungsleiter für „Slackline und niedere Seilaufbauten“ und zum mobilen Tagesvater waren die nächsten logischen Schritte – auch in Richtung berufliche Selbstständigkeit. Im Laufe der folgenden Jahre merkte ich, dass ich beim Anleiten viel mehr auf die Körperwahrnehmung meiner Klient*innen achtete, als auf ihre Körperkontrolle. Mein Unterricht wurde dadurch übrigens viel effizienter.

Was sollten die Leute mit nach Hause nehmen? Erfolgserlebnisse, ja, denn die sind vor allem für Kinder sehr wichtig, aber in erster Linie neue Empfindungen: Wie ist es, auf diesem schwankenden Band zu stehen, was spüre ich dabei und wie fühlt sich das für mich an? Meine Werkzeuge waren Slacklines, Seile und Karabiner, doch mein Ansatz war bereits einigermaßen somatisch, ohne dass ich es wusste.

Ich selbst beschäftigte mich außerdem sehr intensiv mit Handständen, Calisthenics und Freestyle Ice Skating. Auch diese Dinge setzen voraus, dass man laufend das eigene, innere Empfinden beobachtet – zumindest, wenn man autodidaktisch vorgeht und sich nicht verletzen möchte. Trotzdem lag mein Fokus bei diesem Körpertraining wie auch beim Slacken, noch lange Zeit auf Spannungsaufbau, Stabilisierung, ultraschneller Rekalibrierung und Zentrierung. Prinzipiell ist es auch gut, all das zu beherrschen, doch nach Jahren der Körperspannung und -kontrolle sehnte ich mich offenbar danach, diese Beherrschung auch mal verlieren zu können – auch mal aus der Mitte „fallen“ zu dürfen und dies als Genuss oder gar als Ziel der Übung zu werten und nicht als Versagen.
Das Gefühl der Mühelosigkeit zählte von nun an mehr als die Leistung, die Wahrnehmung mehr als die Kontrolle.
So landete ich nach einem Kurzurlaub bei Capoeira und einer Mietwohnung bei Contact Improvisation schließlich in dem Haus, das ich nun freudvoll bewohne:
Soma
(bzw. Somatik)
Nach vielen Sitzungen und persönlichen Erfahrungen mit der Materie entschloss ich mich 2021, vom Klienten zum Studenten zu werden und absolvierte das „Basic Somatic Training“ bei Dieter Rehberg am Institut für physio-mentale Entwicklung.
Derzeit arbeite ich u.a. als Somatic Trainer (Somatic Movement Therapist i.A.) und integriere das Wissen aus diesem Bereich auch in all meinen anderen Tätigkeiten (siehe unten).
Julian Reindl ist also unter anderem:
- Somatic Trainer, Somatic Movement Therapist i.A. (Institut für physio-mentale Entwicklung, siehe www.pme.or.at und www.somatic-training.com)
- Übungsleiter für „Slackline und niedere Seilaufbauten“ (Alpenverein-Akademie)
Meine entsprechenden Angebote unter www.slackseilbalance.com - Mobiler Tagesvater (Ausbildung durch u. Kooperation mit Hilfswerk Niederösterreich)
Zu finden unter www.hilfswerk.at/… tagesmuetter-moedling
